CALL FOR PAPERS: TRADITION UND POLITISCHE VERWENDUNGEN DER VERFASSUNGSGESCHICHTSSCHREIBUNG: EIN INTERDISZIPLINÄRER UND VERGLEICHENDER DIALOG

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09.06.2022 - 14:00bis 10.06.2022 - 18:00

Frankfurt am Main und Online

Zusammenfassung
Der Workshop widmet sich der Vergangenheit und der Zukunft der Verfassungsgeschichte. Die
Historiographie von Verfassungen wurde bislang maßgeblich von bestimmten nationalen Traditionen
geprägt, die zu jeweils unterschiedlichen Perspektiven auf Verfassungen als historisches Phänomen
führen. In dieser Tagung sollen drei damit zusammenhängende Themenbereiche erörtert werden:

1.Die Geschichte der Verfassungsgeschichtsschreibung: nationale Traditionen in der
Verfassungsgeschichte
Wie schreibt man Verfassungsgeschichte? „Verfassung“ an sich ist kein einfach zu identifizierendes
Objekt, und Verfassungshistoriker unterschiedlicher Länder definieren sie in unterschiedlicher Weise.
Die Tendenz des 19. Jahrhunderts, Disziplinen national zu definieren – sogar die Chemie wurde für
eine französische „Nationalwissenschaft“ gehalten – machte auch vor der Verfassungsgeschichte
nicht halt. Diese wurde demnach weniger wegen ihres Forschungsobjekts an sich (nationale
Verfassungen und ihre Geschichten) als wegen unterschiedlicher Definitionen ihres Objekts als
nationale Disziplin angesehen. Diese Sektion des Workshops betrifft Repräsentationen der
Verfassungsgeschichte in den jeweiligen Rechtskulturen; Überlegungen über Methoden zur
Geschichtsschreibung sind hier willkommen.

2.Politischer Gebrauch der Verfassungsgeschichte
Indem sie von solchen nationalen historiographischen Traditionen ausgeht, ist Verfassungsgeschichte
oft kein rein wissenschaftliches Unterfangen. So wie Adhémar Esmein über das soeben entstandene
republikanische Regime schrieb, hatten Otto von Gierke die Vereinigung der deutschen Länder,
Heinrich von Treitschke das deutsche Kaiserreich, und zahlreiche Juristen und Historiker (z.B. Otto
Brunner) den Nazistaat im Blick. Die Verfassungsgeschichtsschreibung vom 19. bis zum Anfang des

3.Die Verfassungsgeschichte zwischen Globalgeschichte, Verflechtungsgeschichte und
vergleichender Geschichte
Auch wenn Verfassungen in den meisten Fällen nationale Dokumente sind, zielen neuere
Entwicklungen zunehmend auf transnationales Verfassungsrecht ab, wie z.B. in der europäischen
Union. Doch auch die Geschichte nationaler Verfassungsdokumente wird zunehmend transnational
geschrieben, und es ist für Juristen und Historiker unumgänglich geworden, lokale
Verfassungsgeschichte mit einem „global design“ zu verbinden. Dieses Panel will neue Wege der
Verfassungsgeschichtsschreibung erwägen.

Angaben zu den Bewerbungen

Der Workshop wird am 9-10.06.2022 in Frankfurt am Main und online stattfinden. Die Organisatoren
werden für Transport- und Unterbringungskosten (1 Nacht) aufkommen. Der Workshop richtet sich
vorwiegend an junge Forscher (fortgeschrittene Masterstudenten und vor
allem Doktoranden und Postdoktoranden). Die Arbeitssprachen sind Französisch, Deutsch und
Englisch.

Bewerbungen sind bitte bis zum 28.01.2022 an Yuan Chia-Hsin (Doktorand am l’EHESS/IFRA-SHS ;
R99A21003@gmail.com) und Egas Bender de Moniz Bandeira (Wissenschaftler am Max-Planck-
Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie ; bandeira@lhlt.mpg.de) zu richten. Sie müssen auf
Französisch, Deutsch oder Englisch verfaßt sein und sollten 400 Wörter nicht überschreiten; bitte
fügen Sie einen Lebenslauf mit Publikationsliste und Angabe Ihrer Sprachkenntnisse bei. Über die
Annahme zur Tagung wird bis zum 11.02.2022 entschieden.