BRIEF ZUR AKTUELLEN LAGE UNSERES INSTITUTS – 2020/21

Liebe Freunde und KollegInnen des IFRA-SHS/ Institut français Frankfurt,

unser wissenschaftliches und kulturelles Institut, ebenso wie der Großteil der verwandten Institute und Institutionen mit denen es zusammenarbeitet, durchlebt seit dem vergangenen März eine Periode, die unsere Praktiken, Aktivitäten und Gewohnheiten auf den Kopf stellt. Die Einschränkungen im Zusammenhang mit der aktuellen Epidemie konfrontieren uns mit ihren unterschiedlichsten Begleitumständen: Es ist schwierig, wenn nicht sogar unmöglich geworden, öffentliche Treffen und Veranstaltungen zu organisieren, dazu die Schließung des Campus, welcher unser Institut beheimatet, die budgetären Einschränkungen, die unsere Mittel begrenzen, das Überangebot konkurrierender, digitaler Formate, die Einschränkung der Mobilität der Kollegen, Autoren und Stipendiaten, welche normalerweise unsere Termine bereichern und beleben, sowie die Absagen, Monat um Monat, der großen Veranstaltungen, die für gewöhnlich die Höhepunkte unseres Programms darstellen.

Und dennoch war es uns ein konstantes Anliegen, ein angepasstes und umstrukturiertes Angebot aufrechtzuerhalten, dessen Agenda in den monatlichen Newslettern präsentiert wurde.

Wir haben versucht die wiederkehrenden Termine von Programmen mittlerer oder längerer Dauer wie beispielsweise das „Café Europa“, welches in Zusammenarbeit mit der Romanfabrik organisiert wird, aufrechtzuerhalten. Von Anfang an wurden diese Diskussionen übrigens aufgezeichnet und direkt im Anschluss auf YouTube hochgeladen. Die von Ulrike Guérot gehaltene, letzte Konferenz im Rahmen der „Dialogues d’Europe“, welche gemeinsam mit dem Bad Homburger Forschungskolleg Humanwissenschaften angeboten werden, ist auch bereits online nachhörbar.

Und auch die zusammen mit dem selben Forschungskolleg und dem Fachbereich Politikwissenschaften der Goethe-Universität entworfene Vortragsreihe, welche sich den « Perspektiven der Sozialdemokratie in Europa » widmet, ist in das digitale Format übergegangen und ebenfalls auf YouTube verfügbar.

Daneben war es uns auch wichtig unseren jährlichen Workshop für deutsch-französische Doktoranden und Postdoktoranden unter diesen neuen Umständen abzuhalten, damit dem wissenschaftlichen Dialog zwischen jungen Forschern weiterhin eine Plattform geboten wird. Die Umwandlung der Frankfurt Buchmesse in ein ausgedehntes digitales Forum, erlaubte es uns ebenfalls einige neue und vielversprechende Formate einzuführen. Die Online-Diskussionen, welche wir im Rahmen des « Weltempfang » der Frankfurter Buchmesse mitveranstaltet haben, haben ein Publikum erreicht, welches weit größer war als üblich. So wurde das Treffen zwischen den Soziologen Bruno Latour und Hartmut Rosa (auf Englisch oder in der deutschen Übersetzung) zwei Wochen nach seiner Veröffentlichung auf YouTube, dort bereits von 10 000 Menschen angesehen! Und auch die Diskussionen zwischen der Autorin Leila Slimani und der Philosophin Elsa Dorlin (auf Französischauf Englisch und auf Deutsch) sowie zwischen den beiden jungen europäischen Philosophen Emanuele Coccia und Jorge Freire (auf Englischauf Deutsch) haben online ihr Publikum gefunden.

Eines der vielen Projekte, die wir für das Jahr 2021 aktuell planen, ist die Durchführung von verschiedenen Veranstaltungen anlässlich von zwei für die deutsch-französischen Beziehungen wichtigen Gedenkfeiern: der 200te Todestag Napoleons sowie der 150te Jahrestag der Unterzeichnung des Frankfurter Friedensvertrags, welcher den französisch-preußischen Krieg von 1870-1871 beendete. Ebenso ist ein multidisziplinäres Treffen rund um das Thema „Ansteckung“ vorgesehen, um den Blick der Sozialwissenschaften auf die Krise, welche wir aktuell erleben, zu schärfen. Daneben werden wir selbstverständlich, sobald es die Konjunktur zulässt, wieder französische Referenten und Autoren einladen. Angefangen mit der bereits im März 2020 ausgesprochenen Einladung Thomas Pikettys, welcher den zweiten Band seines Opus über das Kapital anlässlich dessen Übersetzung ins Deutsche vorstellen möchte.

Diese unsicheren und zum Teil beängstigenden Zeiten stellen uns auf die Probe, aber sie stiften uns auch an, uns wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das intellektuelle und wissenschaftliche Leben gehört sicher dazu, genauso wie der Blick der historischen und sozialen Wissenschaften und der Kultur auf diese Veränderungen, welche sich vor unseren Augen ergeben, so wahr es auch ist, dass unsere Welt und unsere Gesellschaften, in ihrem langen Bestehen, schon andere Krisen und Erschütterungen erlebt haben.

Es ist unsere Aufgabe ihrer Herr zu bleiben, sie zu entschlüsseln und dies auch weiterhin über den Austausch von Standpunkten, Interpretationen und Begriffen so zu machen, genau wie es nunmehr bereits seit langer Zeit mit Freude unsere wissenschaftlich-intellektuellen, deutsch-französischen Gemeinschaften zu pflegen tun.

Denn so werden, heute sowie morgen, unsere Daseinsberechtigung und schlussendlich damit unsere Hoffnung weiterbestehen.

 

Pierre Monnet

Direktor des IFRA-SHS/ Institut français Frankfurt

 

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