Deutsch-Französische Mediävistendatenbank

dfmfa

Das DFMFA (Deutsch-Französisches Mediävistenforum/Forum des Médiévistes Franco-Allemand) geht hervor aus einer Initiative der Westfälischen Wilhelms Universität Münster (M. Kintzinger und T. Hiltmann), des Deutschen Historischen Instituts Paris (R. Große) und des IFHA (seit 1. September 2015 IFRA) in Frankfurt am Main (P. Monnet). Sie befindet sich also an der Schnittstelle von Forschung und Lehre, der Tätigkeit an einer Universität und dem Aufgabenfeld von Forschungsinstituten sowie, nicht zuletzt, an der Schnittstelle von Deutschland und Frankreich.

Zudem ist sie das Ergebnis eines in der deutschen wie in der französischen Mediävistik vorhandenen Interesses, eine Zusammenarbeit, die bereits seit Jahrzehnten in Form von Publikationen, Übersetzungen, Tagungen und Kooperationen mediävistischer Verbände besteht, weiter zu vertiefen. Sie ist Teil des wissenschaftlichen und kulturellen Austausches, der sich zwischen den beiden Ländern nach dem Zweiten Weltkrieg und der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags 1963 entwickelt hat. Jeder von uns weiß, in welchem Maße die Geschichte, im positiven wie im negativen Sinn, dazu beitrug, das Bild und die Identität des Anderen im Zusammenhang der deutsch-französischen Beziehungen zu formen. Gestern wie heute spielt die Geschichte des Mittelalters dabei eine zentrale Rolle.

Die Plattform beruht nicht nur auf den neuen und in immer stärkerem Maße prägenden horizontalen und sozialen Netzwerken der Kommunikation, sondern auch auf der Bildung wissenschaftlicher Interessengruppen von variabler Geometrie, der spontanen Nachfrage nach schnellen Informationen und der Produktion wie auch Verbreitung von Wissen innerhalb eines offenen europäischen Raums geisteswissenschaftlicher Forschung.

Die Idee wurde 2012 geboren und ein Jahr später konkretisiert in Form einer Datenbank deutscher und französischer Mediävisten, die an gegenseitiger Zusammenarbeit interessiert sind. 2014 nimmt sie die Form eines wissenschaftlichen Blogs an. Ein solches Instrument entspricht dem Wunsch, der derzeit von zahlreichen wissenschaftlichen Vereinigungen geteilt wird, über eine Möglichkeit gegenseitigen Austausches zu verfügen, die vielfältig wie auch entwicklungsfähig ist und den Nutzern, in unserem Fall den deutschen und französischen Mediävisten, die Gelegenheit bietet, bei der Gestaltung der einzelnen Rubriken mitzuwirken. Diese Philosophie eines horizontalen und gemeinschaftlichen Dialogs in einem attraktiven, freundlichen und offenen Rahmen hat die Initiatoren des Projekts dazu bewegt, sich für die Plattform auf hypothèses.org zu entscheiden, ein kostenloses Portal für die Sozial- und Geisteswissenschaften, das u.a. eine große Zahl an wissenschaftlichen Blogs beherbergt, die allgemein anerkannt sowie lesbar sind und von den großen Suchmaschinen erfasst werden. Ursprünglich frankophon, ist hypothèses.org nun auf dem Weg der Internationalisierung, denn es beherbergt inzwischen auch spanisch- und deutschsprachige Blogs. Indem wir dieser Plattform den Vorzug gaben, entschieden wir uns für eine sichere und dauerhafte Form, die von vielen genutzt wird.

Die Struktur des Blogs, die von uns bewusst gewählt wurde, aber vom Benutzer jederzeit geändert werden kann, soll die Benutzerfreundlichkeit dieses Werkzeugs spiegeln. Jeder, der im Rahmen der Gemeinschaft deutscher und französischer Mediävisten, die zusammenarbeiten möchten, auf dem Blog sein eigenes Profil hinterlegt, hat nicht nur Zugriff auf das der anderen Teilnehmer, sondern auch auf die Ankündigung von Vorträgen, Veröffentlichungen, Kolloquien, die Ausschreibung von Stellen, Praktika, Stipendien usw., die von Kollegen zu beiden Seiten des Rheins auf das Blog gestellt werden. Aktiv kann er selbst die verschiedenen Rubriken (Aktuelles, gewünschte Kooperationen, Stellenausschreibungen, Forschungsprojekte u.a.) bearbeiten.

Wir glauben, mittels dieses Blogs dazu beitragen zu können, die deutsch-französische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Mediävistik noch enger zu gestalten. Hüben wie drüben sieht sich unser Fach grundlegenden Reformen und einer Neugestaltung der wissenschaftlichen wie universitären Landschaft gegenüber. Der Erfahrungsaustausch im Bereich der Lehre, der Durchführung von Projekten, neuer Wege der Publikation und Datenverarbeitung, neuer Möglichkeiten der Finanzierung und Nachwuchsgewinnung in den Universitäten und Forschungsinstituten, an denen man sich mit mittelalterlicher Geschichte beschäftigt, scheint uns eine von mehreren Antworten auf die Herausforderung zu sein, die unsere heutige Zeit stellt, die dem gesamten Denken einen Präsentismus auferlegt, der nur allzu sehr darauf bedacht ist, die Vielschichtigkeit und den Tiefgang historischer Erfahrungen auszulöschen, deren Erforschung mit einem komparativen, interkulturellen und internationalen Ansatz nach unserer Auffassung zu den sozialen und intellektuellen Grundlagen unseres Metiers zählt.

Es wäre schön, wenn das Blog diesen Anspruch erfüllt.

 

Prof. Dr. Martin Kintzinger, Historisches Seminar der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Lehrstuhl für mittelalterliche Geschichte.

Prof. Dr. Torsten Hiltmann, Historisches Seminar der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Juniorprofessur.

Prof. Dr. Pierre Monnet, Direktor des Institut franco-allemand Geschichts-und Sozialwissenschaften (IFRA), Frankfurt am Main.

Prof. Dr. Rolf Große, Leiter der Abteilung Mittelalter am Deutschen Historischen Institut Paris.

NB: Für weitere Informationen oder Fragen: dmfa.info@uni-muenster.de

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